Was ist der Eichen-Prozessionsspinner?
Der Eichen-Prozessionsspinner ist ein kleiner Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner. Er ist wissenschaftlich als Thaumetopoea processionea bekannt. Ursprünglich war er in Südeuropa zu Hause, hat sich aber in den letzten Jahren immer weiter nach Norden ausgebreitet. Der Klimawandel mit milderen Temperaturen und der Handel mit lebenden Eichenbäumen haben diese Ausbreitung begünstigt.
Der erwachsene Falter fällt nicht besonders auf, aber seine Raupen sind gefürchtet. Sie haben ab einem gewissen Entwicklungsstadium winzige, giftige Haare, die bei Menschen und Tieren gesundheitliche Probleme verursachen können. Daher ist es wichtig, diesen Schädling zu kennen und zu wissen, wie man sich schützt.

Merkmale von Falter und Raupe
Der ausgewachsene Falter ist eher unauffällig. Die Flügelspannweite der Männchen liegt bei 25 bis 32 Millimetern, die Weibchen sind mit 30 bis 36 Millimetern etwas größer. Die Vorderflügel sind aschgrau bis braun und glänzend. Männliche Tiere zeigen oft zwei dunkle Querlinien, die außen hell umrandet sind, während bei Weibchen das Muster meist undeutlicher ist. Die Fühler sind gelbbraun und bei Männern doppelt so gekämmt wie bei Weibchen. Rücken und Bauch sind dicht grauschwarz behaart, das Hinterleibsende des Weibchens hat einen kleinen haarigen Busch. Selten kommt es vor, dass Männchen wie Weibchen gefärbt sind.
Die Raupen wachsen durch fünf bis sechs Stadien und werden bis zu fünf Zentimeter lang. Am Anfang sind sie graubraun und unscheinbar. Später sieht man auf ihrem Rücken eine dunkle Linie mit kleinen besetzten Warzen. Ab dem dritten Larvenstadium (meist ab Mai oder Juni) entwickeln sie die feinen Brennhaare, die das giftige Thaumetopoein enthalten. Jede Raupe kann bis zu 600.000 dieser Haare tragen – sie sind leicht, können sich lösen und durch Wind verbreitet werden.
Lebenszyklus und Entwicklung
Im Sommer, normalerweise im Juli und August, fliegen die erwachsenen Falter. Nach der Paarung legen weibliche Tiere ihre Eier in Platten an dünnen Ästen im Kronenbereich älterer Eichen ab. Dort sind die Eier (100 bis 200 pro Gelege) kaum zu erkennen, da sie mit Haaren und Sekret bedeckt werden.
Im Herbst entwickelt sich im Ei eine kleine Raupe, die dort überwintert. Im Mai des nächsten Jahres schlüpfen die Raupen und beginnen sofort, Eichenblätter zu fressen. Sie sind gesellig und bewegen sich in langen Reihen (Prozessionen) auf Nahrungssuche. Ab dem dritten Larvenstadium entwickeln sie ihre gefährlichen Brennhaare. Wenn sie wachsen, ziehen sie sich tagsüber in große Nester zurück, die oft am Stamm oder in Astgabeln hängen. Die Verpuppung passiert zwischen Ende Juni und Anfang Juli. Drei bis fünf Wochen danach schlüpfen die neuen Falter, meistens im August. Die alten Nester bleiben oft lange am Baum und enthalten weiterhin viele Brennhaare.
Stadium | Zeitraum | Besonderheiten |
---|---|---|
Eigelege | Juli/August | An Ästen abgelegt, tarnen die Weibchen gut |
Raupenstadien | Mai-Juli | Gefährliche Brennhaare ab 3. Stadium |
Verpuppung | Juni/Juli | Kokons in Nestern | Falter | Juli/August | Legen neue Eier |

Verbreitung und bevorzugte Standorte
Der Eichen-Prozessionsspinner lebt in fast ganz Süd- und Mitteleuropa bis nach Vorderasien und Südrussland. Auf manchen Mittelmeerinseln und im Nordwesten Europas kommt er kaum vor. In Südschweden ist er selten anzutreffen.
In Deutschland betrifft er alle Bundesländer. Am stärksten gibt es ihn in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Der Schädling lebt vor allem im Tiefland und an Standorten mit vielen Eichen.
Verbreitung in Deutschland
Die Raupen und ihre Nester findet man an den meisten Orten mit Eichen. Dazu zählen Wälder sowie einzelne Straßen- und Parkbäume. Die Ausbreitung ist durch die milderen Winter und wärmeren Temperaturen in vielen Regionen möglich geworden.
Bedingungen für eine Massenvermehrung
Milde Winter und trockene, warme Frühjahre bieten dem Eichen-Prozessionsspinner besonders gute Bedingungen. Die Eier überleben besser, und die Raupen wachsen schneller, wenn es viel Nahrung und Wärme gibt.
Er lebt am liebsten in hellen, trockenen Eichenwäldern, kann aber auch an Straßenrändern, in Gärten oder Parks gefunden werden. Die Vielfalt an möglichen Standorten ist ein Grund dafür, warum er sich so erfolgreich ausbreitet.
Schäden durch den Eichen-Prozessionsspinner
Die Raupen fressen fast die ganze Blattfläche von Eichen – nur die Blattadern bleiben stehen. Je nach Stärke des Befalls kann das von leichtem Blattverlust bis zum kompletten Kahlfraß führen.
Wenn ein Baum immer wieder kahlgefressen wird, schwächt das die Eiche. Sie kann zwar neue Blätter treiben, das kostet aber viel Kraft.
Auswirkungen auf Bäume
Jahrelanger starker Befall macht die Eichen weniger widerstandsfähig. Das hilft anderen Schädlingen und Krankheiten, wie Mehltau oder Eichenprachtkäfer, und kann das Wachstum verlangsamen oder zu einer schlechten Eichelernte führen. Im schlimmsten Fall sterben geschwächte Bäume ab.
Auch wenn selten, können manchmal nahe stehende andere Bäume mitbefallen werden. Die Eiche bleibt aber die Hauptzielpflanze.

Folgen für Wald und Städte
In Wäldern schadet der Eichen-Prozessionsspinner auch wirtschaftlich, weil abgestorbene Eichen und die Bekämpfung Kosten verursachen.
Im Stadtbereich sind Parkanlagen, Alleen und Gärten betroffen. Neben Baumschäden gibt es hier ein großes Gesundheitsrisiko für Menschen, zum Beispiel an Spielplätzen oder in Schulhöfen. Nester und Haare können auch den Boden verunreinigen und die Nutzung der Flächen einschränken.
Risiken für Menschen und Tiere
Das größte Problem sind die giftigen Haare der Raupen. Sie enthalten das Eiweiß Thaumetopoein und sind sehr fein und brüchig. Schon bei Kontakt oder durch die Luft können sie Haut, Augen und Atemwege reizen.
Auch nach der Raupenzeit bleibt die Gefahr, denn in alten Nestern sind weiterhin viele Haare. Sie halten sich jahrelang im Unterholz oder am Boden und verursachen auch später noch Probleme.

Wie gefährlich sind die Brennhaare?
Die Brennhaare sind ab Mai oder Juni ein Problem. Sie sind innen hohl und tragen das Gift, das ausgeschüttet wird, wenn sie mit Haut oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Die Haare können mit dem Wind bis zu 500 Meter weit fliegen und kleben an Kleidung oder Gegenständen.
Symptome der Raupendermatitis
Menschen können folgende Beschwerden bekommen:
- Rötung und Juckreiz
- Quaddeln (ähneln Mückenstichen)
- Hautentzündung (Dermatitis)
- Länger anhaltende Hautknötchen
- Nesselsucht
Beschwerden treten meistens an den unbedeckten Hautstellen auf. Sie können auch 1-2 Wochen bestehen bleiben. Werden Haare eingeatmet oder geraten ins Auge, sind Husten, Bronchitis, Asthma oder Augenentzündungen möglich. Allgemeinsymptome wie Schwindel oder Fieber können auftreten, schwere Allergien sind selten, aber möglich.
Gefahr für Haustiere und Nutztiere
Auch Tiere sind gefährdet, besonders Hunde und Katzen, die im Gras oder am Baum schnuppern. Sie können Juckreiz, Ausschläge, Fieber, Erbrechen oder schwere allergische Beschwerden bekommen. Besonders gefährlich sind Schwellungen im Hals- und Kopfbereich – im schlimmsten Fall kann ein Tier ersticken. Die Gefahr steigt mit jeder Häutung, weil die Anzahl der Haare zunimmt. Auch Nutztiere können auf Weiden unter Eichen zu Schaden kommen.
Risiko nach einer Nestentfernung
Auch nach professioneller Entfernung der Nester sind oft noch Haare in der Umgebung vorhanden und können weiter Probleme machen. Betroffene Bereiche sollten nach der Reinigung mit Vorsicht behandelt werden. Wenn möglich, informieren Sie sich bei zuständigen Behörden oder Fachfirmen über die Situation am Standort.
Vorbeugung und Schutz
Der sicherste Schutz ist, den Kontakt mit Raupen, Nestern und ihren Haaren ganz zu vermeiden. Im betroffenen Gebiet ist Umsicht wichtig; befolgen Sie Hinweis- und Warnschilder.
Verhalten in Nähe von Nestern
Halten Sie möglichst großen Abstand. Fasst die Raupen oder ihre Nester nicht an, auch wenn sie am Boden liegen. Verzichten Sie auf Aktivitäten in der Nähe befallener Bäume, vor allem, wenn es windig ist. Erklären Sie Kindern die Gefahr und halten Sie sich an Absperrungen.
Mindestabstände
Mindestens 10 bis 15 Meter sollten Sie zu befallenen Bäumen Abstand halten. Bei Wind besser noch mehr. Halten Sie Hunde an der kurzen Leine und lassen Sie sie nicht zu den Nestern und Bäumen.
Vorbeugung am eigenen Baum
Kontrollieren Sie Eichen im eigenen Garten regelmäßig. Achten Sie auf Raupenzüge und Gespinste. Bei Befall müssen Sie sich selbst um die Bekämpfung kümmern.
Gärtnern Sie naturnah: Hecken, Blüten, Nistkästen und kein Einsatz von Pestiziden helfen dabei, natürliche Feinde wie Vögel oder Insekten zu fördern. Meisenkasten können – wenn auch nicht immer nachweisbar – helfen, da einige Vögel die Raupen fressen.
Schutzausrüstung
Wer sich in befallene Gebiete begeben muss, sollte lange Kleidung, Handschuhe, feste Schuhe und falls nötig eine Schutzbrille tragen. Bei direkter Arbeit an den Nestern ist eine komplette Schutzausrüstung nötig, einschließlich Atemschutz. Solche Arbeiten dürfen nur Fachleute ausführen.
Was tun bei Kontakt mit Brennhaaren oder Nestern?
Kommt es doch zu Kontakt, sollten Sie rasch handeln, um Folgen zu begrenzen.
Erste Schritte bei Haut- oder Allergiereaktionen
Reiben oder kratzen Sie die betroffenen Stellen nicht. Ziehen Sie Kleidung aus, die mit den Haaren in Berührung war. Duschen Sie so bald wie möglich, inklusive Haarewaschen. Waschen Sie die Kleidung bei mindestens 60°C. Kühlen Sie juckende Hautstellen, z.B. mit feuchten Umschlägen. Gegen Juckreiz helfen Cremes oder Antihistaminika – fragen Sie in der Apotheke nach Rat.
Wann muss ein Arzt aufgesucht werden?
Suchen Sie einen Arzt auf, wenn die Beschwerden stark sind oder länger andauern, bei Atemnot, Ausschlägen, Augenproblemen, Fieber oder Schwindel, und besonders wenn Allergien oder Asthma bestehen. Ärzte können passende Medikamente verschreiben, teils auch Kortison oder Mittel gegen Atemnot. Bei schweren Reaktionen kann auch ein Krankenhausaufenthalt nötig werden.
Umgang mit vermuteter Verunreinigung zu Hause oder im Garten
Falls Sie glauben, dass Brennhaare im Haushalt oder Garten verteilt wurden, vermeiden Sie es, Staub aufzuwirbeln. Reinigen Sie Flächen möglichst mit Wasser. Tragen Sie bei der Reinigung Schutzkleidung und Maske. Meiden Sie betroffene Stellen, vor allem mit Kindern und Tieren. Bei großen Problemen kann eine spezialisierte Firma helfen.
Bekämpfung und Kontrolle des Eichen-Prozessionsspinners
Wegen der Gesundheitsrisiken sollten Bekämpfung und Entfernung der Nester nur Fachleute übernehmen. Eigenhändige Entfernung wird dringend nicht empfohlen.
Bekämpfungsmethoden: Mechanisch, biologisch, chemisch
- Mechanisch: Am wirksamsten ist das Absaugen mit speziellen Industriestaubsaugern, wobei Nester samt Raupen sicher entsorgt werden. Pheromonfallen in Plastiksäcken können die Raupen einfangen. Das Verbrennen der Nester ist keine gute Idee, da so Brennhaare verteilt werden.
- Biologisch: Gegenmaßnahmen wie Bacillus thuringiensis (wird als Spritzmittel aufgetragen) oder Fadenwürmer/Nematoden (Steinernema feltiae) können im Frühjahr helfen. Diese natürlichen Mittel töten gezielt die Raupen ab.
- Chemisch: Insektizide kommen nur noch in Ausnahmefällen und meist auf öffentlichen Flächen zum Einsatz, wenn Gefahr für Menschen besteht. Sie wirken vor allem, bevor die Raupen ihre Brennhaare gebildet haben. Breite Einsätze sind umstritten, weil andere Tiere geschädigt werden können.
Welche Methode angewendet wird, hängt ab von Befall, Standort und dem Ziel, Menschen zu schützen. Oft werden mehrere Verfahren kombiniert.
Natürliche Feinde als Regulierungshilfe
Mithelfer gegen den Eichen-Prozessionsspinner sind viele Vogelarten (z.B. Kuckuck, Wiedehopf, Pirol, Meisen), aber auch Fledermäuse oder verschiedene Insekten wie Wanzen, Schlupfwespen oder Raupenfliegen. Die Förderung dieser Tiere, zum Beispiel durch naturnahe Wälder oder Nistkästen, hilft dabei, die Populationen klein zu halten.
Meldepflicht und Verantwortlichkeiten
Eine gesetzliche Meldepflicht gibt es nicht. Es ist aber sinnvoll, einen Befall den Behörden zu melden, vor allem wenn öffentliche Flächen betroffen sind. Im Wald kann der Förster informiert werden, auf städtischen Flächen das Grünflächenamt oder das Gesundheitsamt.
Auf Privatgrundstücken sind die Eigentümer zuständig. Meldepflicht besteht nur, wenn fremde Personen betroffen sein könnten.
Kosten und wer bezahlen muss
Die Kosten für die professionelle Entfernung der Nester sind unterschiedlich und hängen vom Ausmaß und der Methode ab – meist einige hundert Euro pro Baum. Bei öffentlichen Flächen zahlen die Städte oder Gemeinden, auf privaten Grundstücken müssen die Besitzer aufkommen. Holen Sie sich vor der Beauftragung mehrere Angebote ein und achten Sie auf erfahrene Fachfirmen.
Weitere Informationen und Anlaufstellen
Wichtige Ansprechpartner
- Gesundheitsamt: Bei gesundheitlichen Problemen und Fragen.
- Kommunale Behörden: Sämtliche Fragen zum Umgang mit Befall im öffentlichen Raum.
- Forstamt: Bei Waldbefall.
- Schädlingsbekämpfer: Für Privatgrundstücke – bitte Experten beauftragen.
- Umweltverbände: Wie NABU oder BUND für Tipps zu ökologischen Ansätzen oder natürlichen Feinden.
- Tierarzt: Bei Verdacht auf Erkrankung von Haustieren.
Fragen Sie bei Ihrer Stadt oder Ihrem Landkreis nach, wer im Einzelfall verantwortlich ist.
Informationsmaterial und Links
Viele Behörden und Organisationen bieten kostenlose Flyer, Broschüren oder Onlinematerialien zum Eichen-Prozessionsspinner an. Offizielle Informationen finden Sie auf Seiten der Behörden, Ministerien oder bekannten Umweltverbände. Für die meisten Anliegen reichen diese Materialien aus – spezifischere wissenschaftliche Veröffentlichungen richten sich meist an das Fachpublikum.
Empfehlung: Meiden Sie Raupen und Nester. Überlassen Sie die Bekämpfung immer ausgebildeten Fachkräften, um Ihre Gesundheit zu schützen.
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